„Was sie mit Palästina machen, können sie mit jedem von uns machen“

„Lo que ocurre sobre Palestina puede ocurrir sobre cualquiera de ustedes si osan realizar los cambios sin permiso“

(FOR ENGLISH VERSION PLEASE SCROLL DOWN)

Rede des kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro Urrego auf der CELAC 2024, der Konferenz der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten am 1. März 2024 in Kingstown / St. Vincente und die Grenadinen.

Von der Rede Petros haben wir keinen offiziellen Text gefunden. Das ist schade, da sich erstmalig ein kolumbianischer Präsident so kritisch über die Hegemonie des Westens äussert.

Dieser Text ist eine Übersetzung eines youtube Maschinen-Transkripts einer frei gehaltenen Rede, ohne Interpunktion, Satzzeichen, voller Fehlübersetzungen und Auslassungen. Er versucht, Absicht und Form der 9-minütigen Ansprache des Präsidenten korrekt wiederzugeben. Des Spanischen Kundige sind eingeladen, Fehler der Übersetzung zu melden, wir korrigieren diese gerne.

Das Video, aus dem der Inhalt generiert wurde, ist hier zu finden:
https://www.youtube.com/watch?v=qvwlknqIM8Y

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Gustavo Petro Urrego, 1. März 2024:

„Herr Premierminister Ralph (Gonsalves) von diesem schönen Land San Vicente und Grenadinen, das ich bislang noch nicht kannte, Präsidenten, Ministerpräsidenten, und Ministerpräsidentinnen: 

Lassen Sie und über den Frieden sprechen, denn Kolumbien braucht Frieden.

In den jahrzehntelangen Bemühungen, die Gewalt in Kolumbien zu beenden und das Land zu befrieden, haben wir viel gelernt – die Regierungen, die politischen Kräfte und die gesamte kolumbianische Gesellschaft, und wir haben eine gewisse moralische Autorität erlangt, um in der Welt vom Frieden zu sprechen. 

Während das Wort Krieg heute in aller Munde ist, hat das Treffen der Münchner Sicherheitskonferenz viele Menschen zusammengebracht, die bereit sind, Bomben zu werfen. Menschen mit großer politischer und wirtschaftlicher Macht.

Kolumbien aber erhebt das Wort Frieden in den Rang einer Notwendigkeit für die Menschheit, und ich möchte, dass wir auf unserem Weg zu einer Zone des Friedens werden.

Ich möchte über die Gefahren für den Frieden in Lateinamerika und der Karibik sprechen, und wie groß diese Gefahr ist, auch für die Welt, die Menschheit und den Planeten. 

Warum nehmen Gewalt und Krieg in der Welt zu? Ich wage zu behaupten, dass dies mit dem Hauptproblem der Menschheit zu tun hat: der Klimakrise, die durch das kapitalistische Wirtschaftssystem verursacht wird

Sie sagen uns, dass wir uns von der Welt des Öls und der Kohle lösen müssen. Sie sagen, wir brauchen eine neue dekarbonisierte Wirtschaft, um uns von der Welt des Öls und der Kohle zu trennen und zu einer Wirtschaft der Produktion und der sozialen Beziehungen überzugehen.

Aber ein solcher Wechsel verlangt einen Wechsel der Machtverhältnisse, einen Wechsel der sozialen und Wirtschaftsverhältnisse.
(… 33 sek. Transkript-Versagen bei 2:27 bis 3:00)

So gibt es zwei Tendenzen: einmal eine radikale Decarbonisierung, zum anderen ein Festhalten an der akuten Ausbeutung der Natur des Planeten und der Menschen. 

Die einen kontrollieren die Machtverhältnisse, die anderen anderes.

Dieser Versuch, das alte System zu bewahren, das uns als Menschheit umbringt, ist zutiefst gewalttätig. Wir sehen heute, dass dessen militärische Macht nicht mehr durch zivilisierte internationale Beziehungen oder durch das internationales Recht aufrechterhalten werden kann, das nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Trümmern der Nazis errichtet wurde. 

So drücken sie die Knöpfe für die Bomben und führen uns einen Völkermord vor Augen.

Es ist nicht die alte Dynamik des palästinensisch-israelischen Konflikts, die wir heute beobachten, sondern diese zusätzliche Dynamik.

Deshalb unterstützt Deutschland den Völkermord, ebenso Frankreich, die Europäische Union und das Vereinigte Königreich, und insbesondere die Vereinigten Staaten von Amerika. 

Als demokratische Staaten unterstützen den Abwurf von Bomben auf Menschen, weil sie der gesamten Menschheit demonstrieren wollen, was passiert, wenn wir versuchen, unsere Wirtschaft zu decarbonisieren. Nicht mehr und nicht weniger.

Sie sagen uns: Seht euch unsere militärische Macht an, was in Palästina passiert, kann jedem Land passieren, das es wagt, ohne ihre Erlaubnis Veränderungen vorzunehmen.

Das ist die erste Gefahr für Lateinamerika und die Karibik, die wir erkennen und auf die wir reagieren müssen.

Aber es gibt noch eine zweite Gefahr, und zwar auf panamerikanischer Ebene, die bereits eine Million Tote erzeugt hat.

Wir sind die gewalttätigste Region der Welt, mehr noch als die Regionen, in denen es Kriege oder sogar Völkermord gibt. 

Wir haben im letzten halben Jahrhundert einen Völkermord an einer Million Lateinamerikanern miterlebt, die meisten dieser Toten sind immer noch Kolumbianer, aber immer mehr auch Mexikaner, Brasilianer, Venezolaner, Mittelamerikaner, Südamerikaner. Auch der Exodus von Menschen aus dem Süden nach Amerika tötet viele. 

Diese Gewalt produziert einen Exodus, der dazu führt, dass Millionen von Menschen unseres amerikanischen Kontinents sich auf den Weg machen zur Grenze der Vereinigten Staaten, wo Gitter, Gefängnisse und Maschinengewehre auf sie warten. Viele sterben auf diesem Weg. 

Was produziert diese Gewalt? 

Wenn wir von Frieden sprechen wollen, dann müssen wir auch über den Krieg sprechen, den die Vereinigten Staaten fälschlicherweise als „Krieg gegen die Drogen“ bezeichnen.

Sie haben sich entschieden, ihren Kampf gegen die Drogen, die sie als gefährliche Substanzen bezeichnen, mit Repression, Gefängnis, Polizei und Mord zu führen – und nicht mit Prävention und Volksgesundheit, um dem vorzubeugen, dass die Menschen mit dem Drogenkonsum beginnen.

Das Ergebnis kann nicht dramatischer und erfolgloser sein. 

Einerseits wechseln die Menschen von Kokain und Marihuana, welches sie nicht umbringen, zu Fentanyl, das sie umbringt. 

Fentanyl tötet mehr als 100.000 Menschen pro Jahr. Eine humanitäre Katastrophe. Warum? Weil sie nicht an Prävention interessiert sind, sondern glauben, dass Gefängnis das Heilmittel ist. Eine Million Todesfälle in unseren Ländern. Eine Million!

Wenn wir diese Themen in Lateinamerika und der Karibik diskutieren, dann zwingt uns das zum Nachdenken und zur Änderung unserer Politik. 

Der Frieden in unserer Region ist nur zu sichern durch die politische, wirtschaftliche und militärische Autonomie Lateinamerikas und der Karibik. Ich beziehe mich explizit auch auf das Militär, denn es ist naiv zu glauben, dass wir eine Zone des Friedens schaffen werden, wenn wir uns mit den großen Blöcken von Militärmächten verbünden, die aus wirtschaftlichen Gründen immer wieder im Konflikt zueinander stehen.

Wir haben es nicht wie in der Vergangenheit mit einem Wechsel der Wirtschaftssysteme und unterschiedlichen Menschheitsmodellen zu tun, sondern mit einem Kampf der Kampf der Wirtschaftsmächte zu tun, die mit der von ihnen selbst verursachten Klimakrise konfrontiert und belastet sind.

Ist es nicht an der Zeit, eine Autonomie herzustellen? Zwingt uns nicht der Wunsch nach Frieden und danach, sich nicht gewaltsam in die Angelegenheiten anderer einzumischen, über eine militärische Autonomie für die Sicherheit und Verteidigung Lateinamerikas und der Karibik nachzudenken?

Ist es nicht an der Zeit, die Mechanismen zu vertiefen, mittels derer unsere Armeen, unsere Polizeikräfte, unsere öffentlichen Kräfte und vor allem die Waffen, die es in Lateinamerika gibt, in den Dienst der gemeinsamen politischen Ziele Lateinamerikas und der Karibik gestellt werden? Im Sinne einer autonomen Politik in dieser Welt.

Unsere Möglichkeit, zum Beispiel, Südamerika und Afrika zusammenzubringen, die großen potenziellen Zentren von sauberer Energie, die die Welt dekarbonisieren können – führt uns diese Möglichkeit nicht dazu, eine Stimme in einer neuen Geopolitik zu erheben, mit einer eigenen militärische Autonomie und militärischer Stärke? 

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.“

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„What they do to Palestine, they can do to any of us“

„Lo que ocurre sobre Palestina puede ocurrir sobre cualquiera de ustedes si osan realizar los cambios sin permiso“

(Gustavo Petro Urrego,
source: https://www.youtube.com/watch?v=qvwlknqIM8Y)

Colombian President Gustavo Petro Urrego at CELAC 2024, the Conference of Latin American and Caribbean States on 1 March 2024 in Kingstown / St. Vincent and the Grenadines.

We have not found an official text of Petro’s speech. This is a pity, as it is the first time that a Colombian president has spoken so critically about the hegemony of the West.

This text is a translation of a youtube machine transcript of a freely delivered speech, without punctuation marks, full of mistranslations and omissions. It attempts to accurately reflect the intention and form of the President’s 9-minute speech. Spanish speakers are invited to report any errors in the translation and we will be happy to correct them.

The video from which the content was generated can be found here:
https://www.youtube.com/watch?v=qvwlknqIM8Y


Gustavo Petro Burrego, March 1, 2024:

„Prime Minister Ralph (Gonsalves) of this beautiful country of San Vicente and the Grenadines, which I did not know before, presidents, prime ministers and prime ministers:

Let us talk about peace, because Colombia needs peace.

In the decades of efforts to end the violence in Colombia and bring peace to the country, we have learnt a lot – the governments, the political forces and Colombian society as a whole, and we have gained a certain moral authority to speak of peace in the world.

While the word war is on everyone’s lips today, the meeting of the Munich Security Conference brought together many people who are ready to throw bombs. People with great political and economic power.

But Colombia is elevating the word peace to the rank of a necessity for humanity, and I want us to become a zone of peace as we move forward.

I would like to talk about the dangers to peace in Latin America and the Caribbean, and how great this danger is, also for the world, humanity and the planet.

Why are violence and war on the rise in the world? I dare say it has to do with the main problem facing humanity: the climate crisis caused by the capitalist economic system.

They tell us that we need to move away from the world of oil and coal. They say we need a new decarbonised economy to move away from the world of oil and coal and towards an economy of production and social relations.

But such a change requires a change in power relations, a change in social and economic relations.
(… 33 sec. transcript failure at 2:27 to 3:00)

So there are two tendencies: on the one hand a radical decarbonisation, on the other hand an adherence to the acute exploitation of the nature of the planet and of people.

The one controls the balance of power, the other the other.

This attempt to preserve the old system that is killing us as humanity is profoundly violent. We see today that its military power can no longer be maintained by civilised international relations or by the international law that was built on the ruins of the Nazis after the Second World War.

So they are pushing the buttons for the bombs and bringing a genocide before our eyes.

It is not the old dynamic of the Palestinian-Israeli conflict that we are seeing today, but this additional dynamic.

That is why Germany supports the genocide, as do France, the European Union and the United Kingdom, and especially the United States of America.

As democratic states, they support the dropping of bombs on people because they want to demonstrate to all of humanity what happens when we try to decarbonise our economy. Nothing more and nothing less.

They are telling us: look at our military power, what is happening in Palestine can happen to any country that dares to make changes without their permission.

This is the first danger for Latin America and the Caribbean that we must recognise and respond to.

But there is a second danger, at a pan-American level, which has already caused a million deaths.

We are the most violent region in the world, even more so than the regions where there are wars or even genocide.

In the last half century, we have witnessed the genocide of a million Latin Americans, most of these dead are still Colombians, but increasingly also Mexicans, Brazilians, Venezuelans, Central Americans and South Americans. The exodus of people from the south to America is also killing many.

This violence produces an exodus that leads to millions of people from our American continent making their way to the border of the United States, where bars, prisons and machine guns await them. Many die along the way.

What produces this violence?

If we want to talk about peace, then we must also talk about the war that the United States falsely calls the „war on drugs“.

They have chosen to wage their war on drugs, which they call dangerous substances, with repression, prison, police and murder – and not by prevention and public health to prevent people from starting to use drugs.

The result could not be more dramatic and unsuccessful.

On the one hand, people are switching from cocaine and marijuana, which don’t kill them, to fentanyl, which does.

Fentanyl kills more than 100,000 people a year. A humanitarian disaster. Why? Because they are not interested in prevention but believe that prison is the cure. One million deaths in our countries. One million!

When we discuss these issues in Latin America and the Caribbean, it forces us to reflect and change our policies.

Peace in our region can only be secured through the political, economic and military autonomy of Latin America and the Caribbean. I am also referring explicitly to the military, because it is naïve to believe that we will create a zone of peace if we ally ourselves with the large blocs of military powers that are always in conflict with each other for economic reasons.

We are not dealing with a change of economic systems and different models of humanity as in the past, but with a battle of economic powers that are confronted and burdened with the climate crisis they themselves have caused.

Is it not time to establish autonomy? Doesn’t the desire for peace and the desire not to interfere violently in the affairs of others compel us to think about military autonomy for the security and defence of Latin America and the Caribbean?

Is it not time to deepen the mechanisms by which our armies, our police forces, our public forces and, above all, the weapons that exist in Latin America are put at the service of the common political objectives of Latin America and the Caribbean? In the sense of an autonomous policy in this world.

Our possibility, for example, of bringing together South America and Africa, the great potential centres of clean energy that can decarbonise the world – does this possibility not lead us to raise a voice in a new geopolitics, with our own military autonomy and military strength?

Thank you for your attention.“


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