HiStory Hotels – ein neues Konzept von Hotellerie für das Erleben von Residenzkultur in Thüringen

Autoren: Judith Rüber und Jan Kobel
Foto: Meisterzimmer, Leipzig / © jankobel.de

Dies ist das Manuskript eines Impuls-Vortrages, den Jan Kobel am 30.11.2023 im Kontor in Erfurt auf einer Veranstaltung des TMIL (Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft), der LEG Thüringen und der IHK Erfurt zum Thema „Innenstädte mit Zukunft“ gegeben hat.

Dieser Impulsvortrag fußt auf dem Artikel Das Ziel heißt Zuzug, der Weg Tourismus, den wir im März 2021 in seiner Kurzversion hier und in seiner ausführlichen Version hier veröffentlicht haben.

DIE FÜNF THESEN:

A.
Innenstadtentwicklung braucht Hilfe von aussen: Tourismus
B.
Thüringen ist für Menschen mit einem gewissen Bildungsniveau Sehnsuchtsland – aber es wird nicht so wahrgenommen und nicht kommuniziert.
C.
Mit aussergewöhnlichen Hotels kann man diese Menschen ins Land locken
D.
Diese Hotels können nur in historischen Gebäuden entstehen, unter Bewahrung des baulichen Bestandes.
E.
Dieses Konzept einer neuen authentischen Hotellerie braucht Initiative, Koordinierung und Support durch die Öffentliche Hand.


A. Innenstadtentwicklung braucht Hilfe von außen: Tourismus

Die fortgesetzte modernistische Zerstörung der Aufenthaltsqualitäten unserer Zentren und die Veränderungen des Konsumverhaltens in einer digitalisierten Welt machen es dem klassischen Einzelhandel in den Innenstädten immer schwerer, sich zu behaupten. Nur durch die Konzentration auf eine Angebotspalette von Produkten, Dienstleistungen und Erlebnisräumen, die digital nicht zu ersetzen sind, kann die Spirale der Verödung der Innenstädte unterbrochen werden.

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Das Ziel heißt Zuzug, der Weg Tourismus (Kurzfassung)

Die Kleinstaaten haben Deutschland zum gebildesten Lande der Welt gemacht. (Wilhelm von Kügelgen, 1865)

© Karte: Zeit-Magazin 10/2021 vom 3. März 2021
© Text: Judith Rüber und Jan Kobel

(Diese Artikel ist eine Kurzfassung eines ausführlichen Artikels vom März 2021, der hier einzusehen ist)

Die Prüfung der Thüringer Residenzkultur als Kandidat für das UNESCO-Weltkulturerbe durch die aktuelle Landesregierung ist ein wichtiger Schritt, dieses kulturelle Erbe nicht nur zu respektieren und zu sichern, sondern auch sichtbar und erlebbar zu machen. In einem zweiten Schritt sollte das Tourismuskonzept des Landes kongenial angepasst werden. Diese Beitrag möchte dafür einen Weg aufzeigen.

1. Einleitung:

Wie vom ZEIT-Magazin im März 2021 beeindruckend visualisiert, hat das Land Thüringen ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Es besteht in der Vielfalt und Dichte seiner Residenzen, die sich der „Kleinstaaterei“ dieses Landes verdanken. Wenn Thüringen auch in Mentalität und Baukultur viel mit Franken, Sachsen-Anhalt und Sachsen gemein hat, unterscheidet es sich doch von seinen unmittelbaren Nachbarn, erst recht von allen anderen deutschen Staaten, dadurch, dass es in seiner Geschichte bis 1918 nie zentralistisch regiert war. Dass das ein positiv zu bewertendes Alleinstellungsmerkmal sei, klingt auf den ersten Blick erstaunlich. Es wird aber verständlich, wenn man sich folgendes vor Augen führt:

Die vielen kleinen Fürstentümer Thüringens konkurrierten seit etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht durch militärische Macht gegeneinander, wie die großen Fürstentümer und Königshäuser. Sie eiferten darum, sich durch die Pracht ihrer Bauten und Gartenanlagen, die Qualität ihrer Sammlungen, durch den Geist ihrer Hofkultur und die Erlesenheit ihrer Komponisten, Hofkapellen, Dichter*innen und Theater hervorzutun. Weimar ist das bekannteste Produkt dieser Konkurrenz, die Leute wie Goethe und Schiller, Herder und Wieland nach Thüringen lockte, und der es letztlich auch zu verdanken ist, dass Thüringen heute stolz auf das Bauhaus sein darf.

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Schuss, Kette, Pixel – die Renaissance der traditionellen Jacquard-Weberei in Sachsen

(alle Fotos © Jan Kobel / aus den Jacquard-Webereien in Crimmitschau und Braunsdorf / Niederwiesa. Titelbild: Seidenweberei von ca. 1900)

„Industriekultur“ ist ein Topos unserer Zeit von wachsender Bedeutung. Er hat architektonische, städtebauliche, handwerkliche, soziokulturelle und sogar energiepolitische Bezüge. Nur selten verstehen wir darunter die Fortführung eben jener technischen Kultur, die die baulichen Zeugen aus der Zeit der industriellen Entwicklung Europas einst beherbergten. Doch es gibt sie wieder, die Manufakturen und Fabriken, die heute noch fabrizieren wie vor 150 Jahren.

Zwei dieser traditionellen und zukunftsträchtigen Unternehmen sind die Camman Gobelin Manufaktur (1886 Chemnitz) und die Seidenmanufaktur Eschke (1868 Mühltroff/Vogtland), beide vor Untergang und Vergessen gerettet und wieder aufgebaut von Peggy Wunderlich und Torsten Bäz aus Chemnitz und ihren Mitarbeitern.

Wunderlich und Bäz sind Visionäre der besonderen Art, deren Aufbauwerk mit diesem Artikel vorgestellt werden soll. Bevor ich darauf genauer zu sprechen komme, ein paar Erläuterungen zum grundsätzlichen Verständnis der Jacquard-Weberei und ihrer Bedeutung für die mechanische Reproduktion des Bildes und die Digitalisierung von Prozessen.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist BQ1A0507-HDR_web-1-1024x848.jpg
Jacquard-Webstühle der Camman Gobelin Manufaktur in Braunsdorf. Von der Decke hängend im Vordergrund die Lochkarten, die für jeden Kettfaden eine Rauf-Runter-Programmierung enthalten, im Hintergrund die Steuerungsfäden für die Kettfäden.
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32 | 1938 | 0 – Die Synagogen in Thüringen

Titelbild: Der Standort der großen Synagoge des Architekten Richard Klepzig (1860 – nach 1923) in Gotha heute.

32 Bild- und 32 Texttafeln auf extra entworfenen und angefertigten Stelen vergegenwärtigen die Geschichte der Synagogen und des jüdischen Lebens in Thüringen. Die Ausstellung ist zugleich als Wanderausstellung konzipiert

Altenburg
Arnstadt
Aschenhausen
Barchfeld
Berkach
Bibra
Bleicherode
Eisenach
Ellrich
Erfurt
Gehaus
Geisa
Gera 1/2
Gleicherwiesen
Gotha
Heiligenstadt
Hildburghausen 1/2
Ilmenau
Meiningen
Mühlhausen
Nordhausen
Schleusingen
Schmalkalden
Schwarza
Sondershausen
Stadtlengsfeld
Suhl
Themar
Vacha
Walldorf

Sichtbar machen, was aus dem Blick geraten ist und Jahr für Jahr unsichtbarer wird, das ist das Ziel einer Ausstellung von Judith Rüber und Jan Kobel im Milchhof Arnstadt vom 24. September bis zum 14. November 2021. Ein Ausstellungsprojekt des Milchhof Arnstadt e.V. im Rahmen der und unterstützt von den ACHAVA Festspielen.

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Das Ziel heißt Zuzug! Der Weg heißt Tourismus.

Die Kleinstaaten haben Deutschland zum gebildesten Lande der Welt gemacht. (Wilhelm von Kügelgen, 1865)

© Karte: Zeit-Magazin 10/2021 vom 3. März 2021
© Text: Judith Rüber und Jan Kobel

Die Prüfung der Thüringer Residenzkultur als Kandidat für das UNESCO-Weltkulturerbe durch die aktuelle Landesregierung ist ein sehr wichtiger Schritt, dieses kulturelle Erbe nicht nur zu respektieren und zu sichern, sondern auch sichtbar und erlebbar zu machen. In einem zweiten Schritt sollte das Tourismuskonzept des Landes kongenial angepasst werden. Diese Beitrag möchte dafür einen Weg aufzeigen.

1. Einleitung:

Wie vom ZEIT-Magazin im März 2021 beeindruckend visualisiert, hat das Land Thüringen ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Es besteht in der Vielfalt und Dichte seiner Residenzen, die sich der „Kleinstaaterei“ dieses Landes verdanken. Wenn Thüringen auch in Mentalität und Baukultur viel mit Franken, Sachsen-Anhalt und Sachsen gemein hat, unterscheidet es sich doch von seinen unmittelbaren Nachbarn, erst recht von allen anderen deutschen Staaten, dadurch, dass es in seiner Geschichte bis 1918 nie zentralistisch regiert war. Dass das ein positiv zu bewertendes Alleinstellungsmerkmal sei, klingt auf den ersten Blick erstaunlich. Es wird aber verständlich, wenn man sich folgendes vor Augen führt:

Die vielen kleinen Fürstentümer Thüringens konkurrierten seit etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht durch militärische Macht gegeneinander, wie die großen Fürstentümer und Königshäuser. Sie eiferten darum, sich durch die Pracht ihrer Bauten und Gartenanlagen, die Qualität ihrer Sammlungen, durch den Geist ihrer Hofkultur und die Erlesenheit ihrer Komponisten, Hofkapellen, Dichter*innen und Theater hervorzutun. Weimar ist das bekannteste Produkt dieser Konkurrenz, die Leute wie Goethe und Schiller, Herder und Wieland nach Thüringen lockte, und der es letztlich auch zu verdanken ist, dass Thüringen heute stolz auf das Bauhaus sein darf.

Schloss Friedenstein in Gotha. 1,15 Millionen Sammlungsgegenstände.
Ein Universum für sich. Gesehen aus dem Herzoglichen Palais

Wichtig ist zu erkennen, dass die Thüringer Residenzkultur nicht nur von touristischer und kultureller Bedeutung ist, sondern ein wesentlicher Beitrag zur Regionalentwicklung und für den Zuzug von Menschen sein kann. Die demoskopischen Prognosen für einzelne Regionen des ostdeutschen Raums sind dramatisch. Zu den größten Herausforderungen des Landes Thüringen gehört es deshalb, das Veröden der kleinen Städte und der ländlichen Regionen abseits der A4 zu stoppen. Zuzug wird zu einem immer wichtigeren Wirtschaftsfaktor.

Voraussetzung dafür ist eine Konzertierung von Infrastruktur-, Wirtschafts- und Kulturpolitik mit einer landesweiten Tourismuskonzeption.

Die aktuell gültige, im Auftrag des Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft unter der Mitwirkung von einem halben dutzend Agenturen und 15 Workshops erstellte Tourismusstrategie des Landes Thüringen umfasst ohne Anhang 73 Seiten. Sucht man darin nach den Begriffen, mit denen sich, im Marketing-Jargon, die USP (unique selling points – Alleinstellungsmerkmale) Thüringens festmachen, kommt man auf folgende Resultate:

Residenz: 0 Treffer
Residenzstädte: 0 Treffer
Schlösser: 0 Treffer
Kunst- oder Wunderkammer: 0 Treffer
Gärten: 0 Treffer
Kleinstaaten: 0 Treffer
Fürsten: 0 Treffer
Johann Sebastian Bach: 0 Treffer
Heinrich Schütz: 0 Treffer
Lukas Cranach: 0 Treffer
usw.

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Der Dadaismus des Blechschadens

Die große Retrospektive des Fotografen Arnold Odermatt in der Kunsthalle Erfurt

Arnold Odermatt wurde 1925 im Schweizer Kanton Nidwalden geboren und arbeitete zeit seines Berufslebens als Verkehrspolizist. Die seiner Profession zugehörige Aufgabe der Dokumentation von Unfällen nahm Odermatt allerdings so ernst, dass seine Bilder 2001 auf der Biennale in Venedig ausgestellt wurden. Seitdem diskutiert die Kunstwelt von Winterthur bis Chicago, wie es wohl sein könne, dass ein Polizist in der Ausübung seines Amtes Kunst schafft, obwohl er dies – nach eigener Aussage – gar nicht beabsichtigt habe.

© Urs Odermatt / Windisch
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Die Bachs, die Unstrut, das Welterbe und ich

// Wie ich auf einer Fastenwanderung durch die Fremde im eigenen Land nicht mehr zu entscheiden wußte, ob ich über den spürbaren Unwillen der Tourismusverantwortlichen, das Land aus der Perspektive des zeitgenössischen Reisenden zu betrachten, weinen oder glücklich sein sollte, und, während ich noch darüber nachsann, wie schön es ist, niemandem zu begegnen, mitten im 17. Jahrhundert landete und eine verwegene Idee von mir Besitz ergriff.

Die Burg Wendelstein beim Memleben. Keine Wegelagerer weit und breit

Von Erfurt unsere Arnstädter Gera hinunter nach Norden, durch das Erfurter Becken bis Sömmerda, sodann an der Unstrut entlang Richtung Naumburg, eine Woche hindurch versorgt nur mit Tee, klarer Gemüsebrühe und Wasser, so war es geplant. Aufgrund der großen Hitze schrumpfte die Reichweite zwar bis nach Laucha, dennoch hatte ich danach einen klaren, keineswegs nüchternen Blick auf meine inzwischen schon nicht mehr so neue Heimat. Schuld daran waren schier endlose Weizenfelder, drei Schlösser und ein Buch.

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Den Scheinwerfer umdrehen? Nach Europa hinausleuchten!

Thüringer Märbeln aus dem Wald waren überall in der Welt unterwegs. Wer erzählt die Geschichten, die sie dort erlebten?

Das Themenjahr „Industrialisierung und soziale Bewegungen“ neigt sich dem Ende zu, und ebenso dessen großer europäischer Bruder SHARING HERITAGE. In Thüringen ist dieses Jahr – neben vielen kleinen Ausstellungen – vor allem mit der Pößnecker Landesausstellung begangen worden. Rückblickend ist unser Eindruck: Es wäre mehr drin gewesen.

von Judith Rüber
Wer die Ausstellung in der Pößnecker Shedhalle gefunden hatte (was für nicht Ortskundige nicht ganz einfach war), traf auf eine Ausstellung, die in Schlaglichtern Besonderheiten der Thüringer Industrialisierung professionell präsentierte, und die in Ihren Texttafeln auch auf die einzelnen Unternehmen, deren geschäftliches Umfeld und die besondere Situation im ländlichen Raum Thüringens im 19. Jahrhundert einging.

Europa ist mehr als die Summe seiner Teile. Aus der Titelseite des Europäischen Kulturerbejahres: https://sharingheritage.de

Was man nicht antraf, war eine Ausstellung, die dem Europäischen Themenjahr SHARING HERITAGE Resonanz gegeben hätte. Denn der bahnbrechende Gedanke des Europäischen Themenjahrs lautete:
Wir waren schon immer alle Europäer!
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Mehr Licht und Vernetzung – auch für die Thüringer Industriekultur!

Das TRAFO in Jena. Hier kurbelt die Industriekultur.

Die Kleinstaaten haben Deutschland zum gebildetsten Lande der Welt gemacht. Jetzt aber sind sie nicht mehr möglich und müssen großen politischen Nothwendigkeiten weichen.
Wilhelm von Kügelgen, 1865

Dabei kann es nicht nur um die – rückblickende – museale Aufarbeitung und Präsentation dieser Industriegeschichte gehen. Es muss genauso darum gehen,  Industriekulturen an den Originalschauplätzen erlebbar und auffindbar zu machen und in neue Nutzungen zu bringen.

Referat vor dem Städtenetz SEHN in Bad Langensalza
vom 27. Juni 2018 / von Jan Kobel

Wer sich in Thüringen für Industriekultur oder für Projekte zur Umnutzung verfallender Industriearchitekturen interessiert, wird feststellen: In allen Städten und Winkeln des Landes entstehen nach und nach Initiativen, die versuchen, das INDUSTRIELLE ERBE zu bewahren oder durch Kunst und Musik, Büros und Werkstädten, Co-Working-Spaces oder Ladengeschäfte in einst industriell genutzte Räume wieder Leben zu bringen. Er wird aber auch feststellen: meist wissen diese nichts oder wenig voneinander, eine Kooperation findet kaum statt, und vor allem sind diese Projekte für Interessierte schwer aufzufinden. Mehr Licht und Vernetzung – auch für die Thüringer Industriekultur! weiterlesen

Was bleibt ist die Kunst.
Kunst am Bau der DDR.
40 Fotografien von Martin Maleschka


Willi Neubert, Halle Neustadt 1966, Foto: Martin Maleschka
Ausstellungseröffnung am 05. Juni 2018 um 18 Uhr
Terrassenwohnanlage Lohmühlenweg 31 / 99310 Arnstadt
Geöffnet Mo-Sa von 10 bis 16 Uhr nach telefonischer Anmeldung
unter 03628 61040

Martin Maleschka wurde 1982 in Eisenhüttenstadt geboren und studierte Architektur an der TU Cottbus. Er ist alt genug, um mit den Plattenbauten der DDR und ihren Fassadengestaltungen Kindheits-Erinnerungen zu verbinden, und zugleich jung genug, um der DDR- und Nachwende-Geschichte unvoreingenommen und distanziert begegnen zu können. Diese Mischung aus Distanz und Zuneigung prägt sein Werk. Was bleibt ist die Kunst.
Kunst am Bau der DDR.
40 Fotografien von Martin Maleschka
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Forum Rosengasse // Öffentliche Podiumsdiskussion für die Wiederbelebung des ehem. Bahnbetriebswerkes in Erfurt

Wir sagen Danke für die Unterstützung:
TMWWDG und Kristiane Schley von Transition Town Erfurt
 

Veranstaltungsprogramm:
Download PDF Plakat: Forum_Rosengasse_Plakat
Download PDF Programm: Forum Rosengasse_Programm
Vorstudien zum Areal:
Download Studie TransitionTown: KulturWerkHallen_Text160222
und KulturWerkHallen_Bilder151207web
Forum Rosengasse // Öffentliche Podiumsdiskussion für die Wiederbelebung des ehem. Bahnbetriebswerkes in Erfurt weiterlesen

Bauhaus des Volkes / Das „Haus des Volkes“ des Franz Itting (1875-1967)

Oben: streng rechter Winkel vom Stuhl bis in die Stahlbeton-Unterzüge sowie Vollverglasung: betonte Funktionalität im Restaurant des "Haus des Volkes"

Auf der niedrigsten Nord-Süd-Durchquerung des Thüringer Waldes, an der Grenze zu Franken, liegt Probstzella. Wie eine herrschaftliche Festung überragt ein ungewöhnliches Gebäude den kleinen Ort: das „Haus des Volkes“, errichtet und ausgestattet von den Bauhäuslern Alfred und Gertrud Arndt 1927.
Wie im Falle des Faguswerkes des Carl Benscheidt in Alfeld an der Leine verdanken wir dieses Zeugnis vom Aufbruch in die Moderne einem sozial und fortschrittlich eingestellten Unternehmer.

Bauhaus des Volkes / Das „Haus des Volkes“ des Franz Itting (1875-1967) weiterlesen

Thüringen in der Selbstbewußtseinsfalle – reloaded

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Entdeckt in brand eins, November 2016

„Wenn du nicht brav bist, kommst Du ins Bauhaus!“– mit solchen Sprüchen drohten in den frühen 20er Jahren Weimarer Bürger Ihren Kindern. Das Bauhaus wurde zwar 1919 in Weimar gegründet, aber dem konservativen Weimar waren die avantgardistischen Ideen und der Lebenswandel der Bauhäusler stets suspekt. Fünf Jahre dauerte es, bis die Stadt Gropius und seine Schule den Geldhahn endgültig zugedreht und sie aus der Stadt geekelt hatte.

Richtig ist dennoch, dass man in Thüringen die Geschichte der ersten fünf Jahre des Bauhauses erleben kann, und mit ihm auch die Geschichte des Aufbruchs in die Moderne, in Weimar, Jena, Erfurt – oder auch Arnstadt. Und es ist auch richtig, für Thüringen damit zu werben.

Nichts geht in Thüringen ohne „New York City“

Aber es ist unglücklich, dass es dies stets auf eine Art und Weise versucht (wie schon bei den anderen Kampagnen-Motiven mit Eva Padberg, der Brooklyn Bridge oder einem Mercedes-Benz), die nicht mit den tatsächlichen Stärken dieses Landes wirbt, sondern damit, wiesehr vom Glanz anderer Länder und Städte (nun zum zweiten Mal New York) auch auf Thüringen etwas abfalle. Als würde die Lampe Wilhelm Wagenfelds erst dadurch zur Ikone – die sie zweifelsohne ist – , dass sie vor der Skyline von New York steht!
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Das Kampagnen-Motiv „Lampe vor Skyline“ ist letztlich peinlich, da sie sich nicht traut, selbstbewusst in den Fokus zu stellen, was in Thüringen tatsächlich zu erleben ist – an Wirtschaftskraft, Ingenieursgeist, an Kultur- und Baugeschichte. Sie ist deswegen auch kontraproduktiv, da jeder Leser natürlich sofort den Minderwertigkeitskomplex hinter diesem verkrampften Eigenlob spürt. Erst recht die Leser des Wirtschaftsmagazins brand eins.

Ein ausführlicher Artikel zu Kampagne des Thüringer Wirtschaftsministerium findet sich hier:

Das ist Thüringen – in der Selbstbewußtseinsfalle

ein tag im zeichen der klassischen moderne / milchhof arnstadt, 29. Juni 2016 / rückblick

Eine Veranstaltung in einem verfallenden Denkmal, gemeinsam getragen vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und den Eigentümern – so lautete das experimentelle Konzept unter dem Motto bauhaus 2019 – denkmalpflege und die bauten der moderne.
(zur Bildergalerie)
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Drei Objekte des Modernen Bauens, alle auf unterschiedlicher Weise in prekärem Zustand, waren Thema des Tages: der Wartburg-Pavillion von Günther Wehrmann in Eisenach, der Garagenbau von Alfred Arndt in Probstzella und der Milchhof Arnstadt von Martin Schwarz, das am meisten bedrohte Gebäude – und Gastgeber des Kolloquiums. Die zweite Hälfte des Tages war geprägt vom Thema bauhaus 2019 – und wie der Funktionalismus der Moderne gerade in städtebaulicher Sicht immer wieder dieselben Irrwege beschreitet. ein tag im zeichen der klassischen moderne / milchhof arnstadt, 29. Juni 2016 / rückblick weiterlesen

bauhaus 2019 – denkmalpflege und die bauten der moderne / milchhof arnstadt, 29. juni 2016

Im Uhrzeigersinn von links oben: Ausstellungspavillon der Wartburg-Automobilwerke (Eisenach) von Günther Wehrmann (Foto: Archiv Horst Ihling), Garagenbau zum Haus des Volkes (Probstzella) von Alfred Arndt, Milchhof Arnstadt von Martin Schwarz (Fotos unbekannt).

Gemeinsam war Architekten, Planern und Künstlern im Staatlichen Bauhaus in Weimar und seinem Wirkungsfeld der gezielte Bruch mit den gestalterischen und sozialen Konventionen der in den grausamen Schlachten des Ersten Weltkrieges untergegangenen Welt.  Alle Tradition wurde in Frage gestellt, alles Gestalten auf Null gesetzt. Die Zeit der genossenschaftlichen Bewegungen im Wohnen, in der Produktion, im Gewerbe und in den Künsten begann. Die Gründung des Bauhauses 1919 in Weimar fokusierte und beschleunigte in einmaliger Art und Weise und international das, was wir heute Moderne nennen. bauhaus 2019 – denkmalpflege und die bauten der moderne / milchhof arnstadt, 29. juni 2016 weiterlesen

From London with Love

Kein Mensch hat hier von Thüringen gehört?
Das ließe sich ändern, denn verrückt auf Bach sind sie alle!

Aus London erreicht uns eine Anregung, die uns ganz aus der Seele spricht – und uns zu einer kleinen Fotomontage animiert hat:

„Hier in London hat kein Mensch je von Thüringen gehört! Wir waren in Arnstadt bei den Bachwochen und in Erfurt zu den Domstufenfestspielen – das war Weltklasse! Internationale Gäste habe ich aber keine gesehen. Warum nicht in der Londoner-U-Bahn werben oder einen Artikel mit Photos in ‚The Times‘ oder ‚The Guardian‘ veröffentlichen und die Leute einladen? Kommen werden sie garantiert!“

Das ist Thüringen – in der Selbstbewußtseinsfalle

Thühühüringen – David Bowie ist auch schon mal drüber geflogen!
Rainald Grebe auf youtube / 2004 

Es war 2005, wir hatten soeben erst die Thüringer Residenzstädte und Kulturlandschaften entdeckt und nach langer Suche unseren Lebensmittelpunkt in deren Mitte nach Arnstadt verlegt, als wir in einer Zeitung ein Interview mit einem Repräsentanten der Stadt Erfurt lasen, der den Satz sagte:
Die Stadt Erfurt hat ein Wahrnehmungsproblem. Das ist Thüringen – in der Selbstbewußtseinsfalle weiterlesen

Was ist Thüringen?Versuch einer Ortsbestimmung zwischen Bach und Bauhaus mit Neil MacGregor

Dankesrede von Dr. Jan Kobel anlässlich der Verleihung des Thüringer Förderpreises für Denkmalpflege 2015 an den Milchhof Arnstadt, gehalten in Schmalkalden am 12.09.2015
Titel: Johann Sebastian Bach in Arnstadt nach Bernd Göbel / Walter Gropius 1919, Fotografie von Louis Held, Quelle: wikipedia

Sehr geehrte Damen und Herren,
Ende August fuhren meine Frau und ich abends nach Weimar, zu einem Vortrag von Neil MacGregor, dem Direktor des British Museums in London und designierten Chefkurator des neuen Humboldtforums in Berlin. Er sprach über das Geschichtsverständnis der Deutschen und über Deutschlands kulturelle Sonderstellung in Europa, und er sprach, wie nur ein Angelsachse über Deutschland sprechen kann – und darf: voller Bewunderung und Begeisterung. Was ist Thüringen?Versuch einer Ortsbestimmung zwischen Bach und Bauhaus mit Neil MacGregor weiterlesen

Die Thüringer Residenzstädte und ihre Hidden ChampionsNeue Publikation über die Arnstädter Wunderkammer

BQ1A9880Es ist ein neues Buch erschienen über das Arnstädter Schlossmuseum und seine Sammlungen, in einer kleinen Auflage in einer kleinen Edition, welches aber gerade deshalb umso mehr Lob verdient für die herausragende Qualität von Ausstattung, Text, Fotografie und Druck. Die Thüringer Residenzstädte und ihre Hidden ChampionsNeue Publikation über die Arnstädter Wunderkammer weiterlesen

Bauhaus 2019 / Baudenkmal Milchhof ArnstadtArnstadts Beitrag zum Jubiläumsjahr 2019

"Bis heute ist das Bauhaus in seiner internationalen Ausprägung der wirkungsvollste und erfolgreichste Exportartikel von Kultur aus Deutschland im 20. Jahrhundert."

Aus der Pressemitteilung der Klassikstiftung Weimar vom 16.01.2015 anlässlich der Gründung des Verbundes von sieben Bundesländern und des Bundes zur Koordinierung des Bauhaus-Jubiläums 2019
"Wir haben ein Interesse daran, diesem Kleinod der Bauhaus-Bewegung den Platz zu geben, der ihm gebührt."
Der Leiter der Staatskanzlei und Thüringer Kulturminister Dr. Benjamin Immanuel Hoff über den Milchhof Arnstadt auf dem Thüringer Kulturforum in Arnstadt am 17.04.2015 / TA vom 18.04.2015

Vorbemerkung:

(Dieser Artikel spiegelt den Stand Sommer 2015 wieder. Die Entwicklungen rund um den Milchhof sind seit Oktober 2015 umfassend hier dokumentiert:
www.milchhof-arnstadt.de) Bauhaus 2019 / Baudenkmal Milchhof ArnstadtArnstadts Beitrag zum Jubiläumsjahr 2019 weiterlesen